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Dienstag, 22. August 2017

Furioser Saisonauftakt: Dresdner Philharmonie mit Gustav Mahlers „Sinfonie der Tausend“ im neuen Konzertsaal


116 Musiker und 266 Choristen werden am kommenden Freitag und Sonntag (25./27. August 2017) unter Leitung von Chefdirigent Michael Sanderling das Klangpotenzial des Konzertsaals im Kulturpalast voll ausreizen. Mit dem Sächsischen Staatsopernchor und dem MDR Rundfunkchor Leipzig stehen den Philharmonischen Chören bedeutende Partner zur Seite. Namhafte Gäste übernehmen die solistischen Parts. Und zum ersten Mal wird die neue Eule-Konzertorgel erklingen.

Die monumentale Sinfonie überwältigte das Publikum nach ihrer Uraufführung 1910 zunächst vor allem durch ihre riesige Besetzung. Aber nach und nach entdeckte man, wieviel subtile Feinarbeit der Komponist in das gewaltige Werk investiert hat. Die Ausdeutung der anspruchsvollen Texte geschieht auf ebenso plastische wie vielschichtige Weise. Im ersten Teil verbinden sich komplizierte kontrapunktische Arbeit und ganz unmittelbare Ausdruckskraft. Der zweite Teil nähert sich fast der Oper an, die wirkungsvoll in Szene gesetzten Gesangssoli schaffen hier ein packendes Drama. Goethes zum Teil sehr verschlüsselte Verse gewinnen ein geradezu leidenschaftliches Leben, bis hin zum abschließenden hymnischen „Chorus mysticus“.

Mit der Dresdner Philharmonie war das Werk bisher nur zweimal zu erleben: 1981 unter der Leitung von Herbert Kegel und 2007 mit Rafael de Frühbeck Burgos am Pult. Beide Male stand dem Orchester mit dem alten Mehrzwecksaal im Kulturpalast akustisch kein optimaler Raum dafür zur Verfügung. Mit ihrem neuen Konzertsaal hat die Dresdner Philharmonie nun ideale Bedingungen, um auch ein solches Werk mit all seinen klanglichen Finessen erklingen zu lassen. Besonderer Höhepunkt: die soeben fertig gestellte Konzertorgel der Firma Eule Orgelbau Bautzen GmbH wird das erste Mal erklingen und einen Eindruck davon geben, wie sie sich mit ihren 4.109 Pfeifen und 67 Registern in das Klangbild des Saales einfügt. Ihre feierliche Einweihung findet am 8. September statt.

Beide Konzerte sind momentan ausverkauft, Restkarten evt. an der Abendkasse.

Programm
25. AUG 2017, FR, 19.30 Uhr
27. AUG 2017, SO, 19.30 Uhr
KULTURPALAST        

Sinfonie der Tausend
Saisoneröffnung

Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 8 Es-Dur für Soli, Kinderchor, zwei gemischte Chöre und Orchester „Sinfonie der Tausend“ (1906/1907)

Michael Sanderling, Dirigent

Christine Brewer, Sopran I (Magna Peccatrix)
Ailish Tynan, Sopran II (Una poenitentium)
Heather Engebretson, Sopran III (Mater gloriosa)
Janina Baechle, Alt I (Mulier Samaritana)
Gerhild Romberger, Alt II (Maria Aegyptiaca)
Brandon Jovanovich, Tenor (Doctor Marianus)
Stephan Genz, Bariton (Pater ecstaticus)
Ain Anger, Bass (Pater profundus)

MDR Rundfunkchor Leipzig
Sächsischer Staatsopernchor Dresden
Philharmonischer Chor Dresden
Philharmonischer Kinderchor Dresden
Dresdner Philharmonie


Konzerteinführung
jeweils 45 Minuten vor dem Konzert

Dr. Claudia Woldt
Leiterin Medien- und Öffentlichkeitsarbeit
+49 (0)351/ 4866 202

+49 (0)172/ 1686856
woldt@dresdnerphilharmonie.de

 
Dresdner Philharmonie
Kulturpalast Dresden

Schloßstraße 2
01067 Dresden
www.dresdnerphilharmonie.de

Was die anderen Hochbegabten anders machen – ein Beispiel aus der Wirtschaft für die Politik


Foto: Ralf Voigt


Man erkennt sie.

Es sind die kleinen Einsteins, die Picassos und die Mozarts. Sie lesen schon mit sechs Jahren „The New York Times“, korrespondieren mit fünf Jahren in Mandarin und spielen mit vier Jahren die Spatzenmesse in C-Dur. Später studieren sie dann bereits mit 14 an einer Uni und werden jüngster Professor oder jüngste Professorin.

Man kennt sie.

Dann gibt es noch die anderen.

Ihre Begabung ist nicht so offensichtlich. Oder: offensichtlich nur für Eingeweihte. Für Kennerinnen und Kenner. Wahrscheinlich stehen sie nicht in einem Labor. Ob sie mit dem Pinsel umgehen können? Seien Sie tapfer: Wohl eher nicht so. Ob sie eine Stradivari zu schätzen wissen? Hm.

Und doch haben sie ihre Begabung. Erkennbar wie gesagt fast nur für Eingeweihte.

Ein Beispiel: Ich war Mitglied in einem Verband, der das Wort „Wirtschaft“ in seinem Namen trägt. Es ging um ein Thema, das alle Menschen bewegt. Wirklich alle. Wirklich jeden. Es ging um Politik. Und um den Anlauf zu einem neuen Gesetz. Man diskutierte. Und fragte sich, wie man denn überzeugend argumentieren könnte.

Ich erwähnte den Gedanken einer Befragung. Sie kennen das: In jeder grösseren Stadt stehen diese Interviewer auf der grossen Einkaufsstrasse und wollen wissen, welche Zahnpasta, welches Waschmittel, welche Automarke Sie bevorzugen. Strasseninterviews nennen wir das. Wir, das sind meine Kolleg*innen aus der Marktforschung und ich. Ich hatte damals ein Institut für Markt- und Kommunikationsforschung. Unsere Klienten aus der Politik und Wirtschaft waren bekannt und angesehen und wir waren stolz darauf, für sie forschen zu dürfen.

In meinem Verband war das bekannt.

Ja. Sagte man: Eine Befragung auf der Strasse ist ein überzeugendes Argument. Wir – wer auch immer „wir“ sein sollte – wir stellen uns auf die Strasse und befragen die Menschen. Und dann geben wir – und das war der Sinn der Sache – das Ergebnis an den OB der Stadt. Einer von meinen Kollegen im Verband meinte dann: Ob wir wohl 50 Menschen dazu bewegen können, mit uns zu reden?

Wie, sagte ich: 50 Menschen?

Ja. Sagten die anderen. 50 Menschen wäre eine tolle Sache.

Klar sind 50 Menschen eine tolle Sache. Aber: Wie wollen wir einen OB mit den Stimmen von 50 Menschen motivieren, ein neues Gesetz in Gang zu bringen? Nach einer halben Stunde hatte man sich auf 100 Menschen geeinigt. Mit dem Zusatz: Ob wir das wohl schaffen werden?

Warum so zaghaft?

Die Jungs und Mädels, die hier zusammen sassen, waren die Menschen, die täglich über Millionen entschieden. Ihre Denkweisen waren nicht 100 oder 1.000. Es waren 1.000.000 und mehr!

Mir war klar, dass ich meine lieben Kolleginnen und Kollegen jetzt schockieren musste. Nicht weil ich Schocks mag – aber ich musste ihnen schon sagen, wie so etwas in der Realität funktioniert. Dass man an den verantwortlichen Stellen – sorry – 100 Menschen als Beweis nicht gelten lassen wird. Man wird schmunzeln und zur Tagesordnung übergehen.

Noch bevor ich den Gedanken: „Wie sag‘ ich es das denn jetzt?“ zu einem Satz modellieren konnte, war es raus:

1.000 INTERVIEWS!
1.000 Interviews?

Das Entsetzen war gross. Nur unser Präsident war begeistert. Und dann ging das los, was zumeist los geht, wenn ein Hochbegabter – eine Hochbegabte – eine Idee und einen Weg vor Augen hat: GEHT NICHT! FUNKTIONIERT NICHT! SCHAFFEN WIR NICHT! WIR SIND DOCH NICHT VERRÜCKT! WER SOLL DAS DENN ALLES ZAHLEN?

Ich hörte mir das eine Stunde an, während ich das Konzept schrieb, die Umsetzung des Konzepts plante und einen Entwurf für den Fragebogen entwarf. Unser Präsident hatte mich aus den Augenwinkeln beobachtet und rief mich auf – nach vorne zu kommen und die Einzelheiten zu präsentieren. Gesagt. Getan.
Wir fanden über 50 Mitglieder aus dem Wirtschafts-Verband, die mitmachten. Manager*innen, die ich mit meinem Team für diesen Einsatz schulte. Es waren wohl die Interviewer*innen mit den höchsten Stundenlöhnen, die hier und heute ehrenamtlich auf die Strasse gingen und sehr mutig die Menschen nach ihrer Meinung befragten.

Um Mitternacht hatten wir 1.037 Interviews geschafft. Alle von meinen Forscherkollegen und mir kontrolliert. Alle perfekt. Es war ein harter Job – aber selten habe ich ein Team von fast 100 „Mitarbeiter*innen“ so begeistert arbeiten gesehen.

Am nächsten Morgen wurde noch einmal kontrolliert. Und dann gingen die Fragebögen ins Rechenzentrum zur Uni. Ich schrieb dazu einen Bericht für die Präsentation. Mein Team zeigte einen bewundernswerten Einsatz. Und so konnte ich meiner Assistentin auch nicht die Bitte abschlagen, die Ergebnisse beim OB präsentieren zu dürfen.

Der OB schien sehr zufrieden. Und so wanderten unsere Ergebnisse weiter „nach oben“. Und so wurde aus unserer Idee der Beweis, dass die Menschen diese Verbesserung ihres Alltags wirklich wollten.

Schliesslich wurde aus dem Beweis ein Gesetz in Deutschland, das jedem Menschen den Alltag etwas besser macht. Zur Freude der Menschen.
Nein, so faszinierend wie ein Picasso ist dieses Gesetz nicht.

Aber es erleichtert seitdem allen Menschen ihr Leben. Und das Tag für Tag in Deutschland.

Wenn Sie Unternehmer*in sind: Gründen Sie einen Think Tank mit Ihren Hochbegabten und allen, die mutig sind und gross denken und handeln können. Dann sind Sie nicht nur Ihre Probleme los. Sie haben auch die Chance, die Welt ein bisschen besser machen zu können.

Was sagte John F. Kennedy in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 in Washington, D.C.:

„Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann - fragt, was ihr für euer Land tun könnt (…) fragt, was wir gemeinsam tun können für die Freiheit des Menschen.“[1]

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001